Im japanischen Wazuka findet eine Neuinterpretation eines alten Handwerks statt, welches vom Samurai bis zum Kaiser geschätzt aber nun sehr rar ist – die Rede ist von Matcha und einem kreativ-regenerativen Ansatz von dessen Anbau.
Grüntee, speziell der pulverisierte Matcha, ist immer beliebter und die nachgefragten Mengen steigern sich jedes Jahr. Matcha-Latte, heiß oder als Iced Matcha Latte, sowie Matcha-Gebäck finden sich in Cafés weltweit. Viele Menschen wurden erst durch Matcha Latte an das historisch-zeremonielle Pulver aus den feinsten Grünteetrieben herangeführt. Doch in Japan ist das Teegetränk seit der Zeit der Samurai Teil der berühmten kunstvollen Teezeremonien – als Entschleunigung, Demonstration von Gastfreundschaft und Kultiviertheit, als gesundheitliches Mittel und Statussymbol. Matcha besteht aus den feinsten Blättern der Jahrestriebe, die abgeschattet heranreifen und dann fein zerrieben werden. Matcha ist reich an Antioxidantien und die höchste Qualität (der zeremonielle Matcha, in Abgrenzung zum für Lattes und Gebäck verwendete gastronomische oder kulturelle Matcha) ist durch die schattige Reife nicht bitter.
Doch verschwindet das aufwändige Handwerk in Japan langsam, bedingt durch demographischen Wandel und durch fallende Weltmarktpreise. Japan selbst trinkt immer weniger Tee und selbst verglichen mit dem Anbau von Grüntee allgemein ist Matcha anzubauen besonders herausfordernd und arbeitsintensiv. Zwar wird mehr Geld als früher für Tee ausgegeben, beispielsweise für teebasierte Softdrinks, doch lohnt sich der Anbau besonders von hochqualitativen Sorten oder dem Anbau auf kleiner Fläche einfach nicht mehr. Die Landflucht lässt Gehöfte verschwinden. Die alte Generation erhält die Felder und Betriebe aus Nostalgie und einer Verbundenheit mit der Vergangenheit und den Vorfahren, doch sind ihre Kinder und Enkel in die Städte gezogen um ein weniger entbehrungsreiches hartes Leben zu führen.
Doch widersetzen sich einige junge Menschen diesem Trend.
Daiki Hanaka gründete das Unternehmen d:matcha 2017, in dem er zusammen mit seiner Frau Misato arbeitet. Das Team vereint eine Vielzahl von Fähigkeiten und Expertisen. Daiki und Misato sind Entrepreneure, Geschäftleiter, Wissensvermittler, Tour-Guides und Teezeremonienmeister. Hiroki Aka, der aus Okinawa nach Wazuka für den Tee zog, ist ‚Farm Production Lead‘ aber auch gleichzeitig ‚Head Patissier‘ des Cafés, in dem Patisserie mit Matcha zu probieren ist. Der Onlinehandel muss bedient werden, die Verpackungen und das Corporate Design entworfen, die Büroarbeit geschmissen. Insgesamt sieben Leute umfasst das Kernteam.
2017 begannen sie mit dem Anbau. 2020 hatten sie insgesamt circa 3 Hektar Land zusammengekauft. Anfangs hatte das junge Team mit Feindseligkeit der großteils sehr alten Landbevölkerung zu kämpfen, die die Ideen und neuen Ansätze kritisch beäugten und sie als Eindringlinge und Störenfriede der Dorf-Bräuche ansahen. Doch die harte Arbeit von d:matcha zahlte sich aus, denn mit der Zeit verschaffte sich das Team den Respekt des ganzen Dorfes und damit viele Ratgeber und Unterstützer.
Um das Bestehen von d:matcha zu sichern, ist Diversifizierung nötig. Der Tee allein reicht nicht zum Überleben. d:matcha baut hochwertigen Grüntee an und verarbeitet diesen, doch wird auch Reis angebaut, um die Felder optimal auszunutzen. Es gibt auf der Farm das Café mit Tee und Gebäck. Touren und Kurse werden angeboten. Der Tee und der Reis werden lokal und international verkauft. Es gibt sogar ein Matcha-Parfum sowie verschiedene Kosmetikprodukte. Die Farm bietet Übernachtungsmöglichkeiten und baut Brücken in die japanische Gastronomie auf. d:matcha spricht dabei gezielt auch ein internationales Publikum an, welches die Erhaltung der Tradition fördern und den Tee-Anbau und die Matcha-Zeremonie selbst auf einer Japanreise erfahren möchte.
Link: https://dmatcha.com/