Die Geschichte des Weinbaus in Stuttgart

Ein Tropfen Tradition, Kultur und Innovation

Stuttgart ist weltweit bekannt für die lokale Automobilindustrie und die mittelständischen Firmen in der Umgebung, doch ist die Stadt auch ein wichtiges Zentrum des südwestdeutschen Weinbaus – vor allem des Rotweins. Der Weinbau ist tief in der Geschichte – und die Landschaft, wie man bereits vom Hauptbahnhof aus sieht – Stuttgarts verwurzelt und prägt bis heute.

Der Wein kam vermutlich mit den Römern in die Region, doch schlief die Kultivierung der Trauben mit dem Ende des Römischen Reichs erstmal ein. Stuttgart gibt es als Stadt erst seit dem 13. Jahrhundert, als Stuokarten um 1160 im Hirsauer Codex erwähnt wird. In der Römerzeit war nur Cannstatt besiedelt. Erste Hinweise auf Weinbauaktivitäten finden sich dann im 8. Jahrhundert, als Klöster und Adlige begannen, die Hänge des Neckartals zunehmend zu erschließen. Im Mittelalter erlebte der Weinbau in Stuttgart eine bedeutende Blütezeit und terrassierte Anbauflächen wurden errichtet. Die Weinberge erstreckten sich damals weit über das heutige Stadtgebiet hinaus und der Wein wurde nicht nur vor Ort konsumiert, sondern auch in umliegende Regionen exportiert. Zahlreiche Klöster und kirchliche Einrichtungen waren in den Weinanbau involviert, was zur Weiterentwicklung der Weinbaupraktiken und zur Verfeinerung der Weine beitrug. Die Weine der Region gewannen an Beliebtheit und der Weinhandel florierte derart, dass er die Haupteinnahmequelle wurde.

Die mittelalterliche Anbauart mit Terrassen war jedoch höchst arbeitsintensiv, ineffizient und insgesamt enorm herausfordernd zu bewirtschaften. Mit der Industrialisierung und dem Wachstum der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert ging der Weinbau in Stuttgart durch eine Phase des Umbruchs. Viele Weinberge wurden in dieser Zeit aufgegeben, um Platz für den städtischen Ausbau zu schaffen. Ein wesentlicher Wendepunkt in der Geschichte des Stuttgarter Weinbaus war dann die Einführung moderner Anbaumethoden und der Einsatz neuer Rebsorten im 20. Jahrhundert. Die Flurbereinigung, bei der die allermeisten der mittelalterlichen Terrassen beseitigt und die heute üblichen Reihen aus Rebstöcken eingeführt wurden, der 1960er Jahre war hierbei höchst bedeutsam. Diese Entwicklungen trugen dazu bei, die Qualität der Weine zu verbessern und den Weinbau effizient genug für Profite wurde. Gleichzeitig ließen diese Maßnahmen den Weinanbau wieder zu einem wichtigen Bestandteil der regionalen Identität werden, der bis heute gepflegt wird.

Die enge Verbindung zwischen Stuttgart und dem Wein zeigt sich auch in den zahlreichen Festen und Veranstaltungen, die jährlich stattfinden. Das bekannteste unter ihnen ist das Stuttgarter Weindorf, das jedes Jahr im Spätsommer stattfindet. Hier können Besucher in gemütlicher Atmosphäre die Vielfalt der Stuttgarter Weine kosten. Ein weiteres Highlight für Privatpersonen und Firmengruppen zugleich sind die Stuttgarter Weinwanderungen, bei der Weinliebhaber durch die Weinberge spazieren und dabei an verschiedenen Stationen die Weine der Region verkosten und auf Schildern oder durch Tourguides Wissen rund um den Weinbau erhalten können.

Besonders bekannt ist Stuttgart für seine Trollingerweine und der lokale Weinbau hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend diversifiziert. Neben den traditionellen Sorten finden sich heute auch Neuzüchtungen und experimentelle Anbauprojekte in den Weinbergen. Einige Vereine und Zusammenschlüsse bewirtschaften gemeinsam kleine Flächen und tragen zur regionalen Vielfalt sowie zu einem gesellschaftlichen Bewusstsein für Weinbau bei.

Auf Craft Around Me sind bereits einige lokale Winzereien gelistet; einfach auf unserer Startseite Stuttgart eingeben und nach ‚Getränke‘ filtern!

Winzer setzen auch verstärkt auf nachhaltige und biologische Anbaumethoden, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und gleichzeitig die hohe Qualität der Weine zu sichern. Stuttgart mag als Stadt der Innovation und Industrie bekannt sein, doch in den Weinbergen und Kellern der Stadt lebt zugleich eine jahrtausendealte Tradition weiter.

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Author: CraftAroundMe