Zwischen den Einheitssorten und makellosen Supermarktfrüchten erleben alte Obst- und Gemüsesorten langsam aber sicher ein verdientes Comeback und werden immer bekannter in der Bevölkerung. Durch eine Mischung aus besserer Verfügbarkeit von alten Sorten durch Wochenmärkte und durch Berichterstattung zu Sortendiversität und nachhaltiger Landwirtschaft liegt ein größeres Augenmerk auf der Geschichte unserer Lebensmittel.

Das Stuttgarter Geißhirtle (Pyrus communis; gelegentlich auch Gaishirtle geschrieben)ist eine charmante kleine Birne mit großem Charakter und einer langen Geschichte. Diese württembergische Lokalheldin wurde bereits im 18. Jahrhundert erwähnt und zählt zu den ältesten bekannten Birnensorten Süddeutschlands. Nachgewiesen wurde sie erstmals 1779, zeitlich einzuordnen damit wenige Jahre vor der französischen Revolution. Ihr Name geht auf Ziegenhirten (Geißhirten) zurück, die mit ihren Tiere durch die Anbauflächen Süddeutschlands zogen und dabei die Birne als Zufallssämling entdeckten.

Als Draufsicht geschossenes Foto von drei Birnen und einer Basthandtasche mit grünen Weintrauben auf gelbem Stoff.

Wer die Birne Stuttgarter Geißhirtle einmal probiert hat versteht, warum sie über Jahrhunderte beliebt blieb. Die Birne Stuttgarter Geißhirtle ist eine süß-feinsäuerliche Birne, die kleine tropfenförmige Früchte ausbildet und die sich hervorragend für das Einkochen aber auch für den frischen Verzehr eignet. Auch Destillate oder Dörrobst kann man sehr gut aus ihr machen. Von Mitte August bis Anfang September reift sie heran in saftige Früchte.

Zudem ist es eine sehr anspruchslose Sorte mit guter Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten, was sich in Zeiten von veränderten klimatischen Bedingungen auch wieder auszahlen wird. Sie bevorzugt es sonnig bis halbschattig und ist damit für das Klima Süddeutschlands hervorragend geeignet. So war sie auch für fast zwei Jahrhunderte ein bekannter Bestandteil von süddeutschen Streuobstwiesen, bis sie in der Nachkriegszeit des 20. Jahrhundert zunehmend in Vergessenheit geriet. Im Wirtschaftswunder und der Ausdehnung von Ballungszentren verlor Streuobst zwischenzeitlich an Bedeutung, bis es heute wiederentdeckt und neu geschätzt wird.

Craft Around Me Ausflugstipp: Im Freilichtmuseum Beuren kann man alte Obstsorten bestaunen und verkosten, die Lebensgeschichte von Bauern und Bäuerinnen der Region kennenlernen und Geschichte lebendig sehen: https://www.freilichtmuseum-beuren.de/erlebnisgenusszentrum/alte-sorten-vorgestellt/stuttgarter-geisshirtle/

Die schwäbische Traditionsmanufaktur Jörg Geiger beispielsweise bietet ein Destillat der Birne in schmucker Verpackung an: https://www.manufaktur-joerg-geiger.de/en/Stuttgarter-Gaishirtle-im-Schmuckkarton/671-5

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Author: CraftAroundMe