„Brain Rot“ – ursprünglich ein Internet-Meme – beschreiben ein sehr reales Phänomen: geistige Trägheit, Konzentrationsprobleme und das Gefühl, intellektuell zu verwelken. Besonders junge Menschen klagen zunehmend über das Gefühl, dass ihr Gehirn durch endlosen Medienkonsum, Monotonie und Reizüberflutung „verfault“. Doch es gibt Gegenmittel – und sie sind erstaunlich traditionell: Kreative Hobbys und das Handwerk erleben eine stille Renaissance. In diesem Blogartikel erforschen wir, warum kreative Betätigung, insbesondere im Handwerk, eine wirkungsvolle Antwort auf geistige Erschöpfung ist – und wie sie Körper, Geist und Seele stärkt.
Der Begriff „Brain Rot“ wurde im Internet populär, um das Gefühl zu beschreiben, dass die ständige Reizüberflutung durch Social Media, Nachrichten, Push-Nachrichten, Serien-Binging und Multitasking eine Art „Verrottung“ des Denkens verursacht. Symptome sind: Konzentrationsmangel, innere Leere, Antriebslosigkeit, Verlust von Kreativität und Inspiration, sowie Reizbarkeit und ein Gefühl von Unruhe und Anspannung. Die Psychologie spricht hierbei auch von mentaler Überforderung, Dopamin-Dysregulation und einem Mangel an „tiefem Denken“. Das Gehirn bekommt zwar ununterbrochen Reize, aber keine Gelegenheit, Dinge zu verarbeiten – und dies alles während der Körper oft fast regungslos auf einem Sofa oder Bett liegt oder in einem lauten öffentlichen Verkehrsmittel sitzt. Während das Gehirn auf Hochtouren läuft, ist der Körper erstarrt. Körperliche Bedürfnisse und ein Körpergefühl werden ausgeblendet und eine selbst Anspannung und Unruhe erzeugende zusammengesunkene Körperhaltung mit flachem Atem verstärkt den Prozess noch.
In einer durchgetakteten Welt erleben viele Menschen ihre Tage als „abgespult“. Kreative Hobbys durchbrechen diese Routine. Wer mit der Hand arbeitet, ist gezwungen, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das erinnert an Achtsamkeit – jene Praxis, die auch in der Psychotherapie als Mittel gegen Depressionen, Angst und chronischen Stress empfohlen wird. Beim Stricken beispielsweise zählt man Maschen, spürt das Garn durch die Finger laufen und hört die Nadeln klacken. Beim Töpfern verändert sich die Konsistenz des Tons unter den Fingern, der Blick ist auf kleine Bewegungen gerichtet und aus dreidimensionalem Denken heraus entsteht ein Gefäß. Solch sinnesbezogene Konzentration verhindert Grübeleien, holt uns aus Sorgen über Vergangenheit oder Zukunft zurück in die Gegenwart – ein wichtiger Schutz gegen mentale Erschöpfung.
Im digitalen Raum dominiert oft Reproduktion: Wir scrollen durch Inhalte, die uns gefallen, aber selten selbst herausfordern. Kreatives Handwerk hingegen zwingt uns, Entscheidungen zu treffen: Welche Farbe? Welche Technik? Wo abschneiden? Diese aktiven Entscheidungen bilden wichtige Grundfähigkeiten von mentaler Resilienz aus und bringen dabei ein Gefühl von Kontrolle und Geborgenheit mit sich. Nach endlosem Scrollen auf Social Media legt man das Telefon oft mit einem Gefühl von Scham und verschwendeter Zeit weg, doch nach einer handwerklichen Beschäftigung sieht und spürt man oft seine Resultate ganz direkt.
Das Gehirn ist darüber hinaus formbar und dies lebenslang. Handwerkliches Tun aktiviert verschiedenste Hirnareale, von motorischen Fähigkeiten bis zur visuellen Wahrnehmung um Okzipitallappen oder dem für Emotionen zuständigen Limbischen System. Kreatives Schaffen stoppt also nicht nur Brain Rot sondern mildert diesen ab. Neue Fähigkeiten zu lernen – sei es Weben, Schmieden oder Kalligrafie – fordert das Gehirn ähnlich wie eine neue Sprache. Studien zeigen, dass regelmäßiges handwerkliches Tun Demenz vorbeugen kann, das Arbeitsgedächtnis stärkt und sogar das Selbstvertrauen verbessert.
Während Doomscrollen auf dem Handy eine isolierende Beschäftigung ist, bringt kreatives Schaffen Menschen schnell zusammen. Viele Kurse im Handwerk – sei es an Volkshochschulen, Werkstätten oder Online-Plattformen – finden in einer Grupe statt, die gemeinsam lernt, scheitert und Fortschritte feiert. Diese soziale Interaktion ist ein wichtiger Puffer gegen Einsamkeit, die laut WHO ein zunehmendes Gesundheitsrisiko ist.
Kreative Hobbys, besonders im handwerklichen Bereich, sind weit mehr als nostalgische, ‘unproduktive’ Freizeitbeschäftigung. Sie sind nach wie vor extrem wichtige Mittel gegen geistige Erschöpfung und Überlastung, gegen „Brain Rot“ also. Wer einmal erlebt hat, wie aus einem rohen Stück Holz eine Figur wird, aus einer Bahn Stoff ein Kleidungsstück oder aus Ton eine Tasse, der versteht: Kreatives Tun ist ein Rettungsring für das Gehirn und ein Schlüssel zu mehr innerer Ruhe, Langsamkeit und bewusst erlebter Freude.
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