Zufällig stießen wir auf die Videoproduktion des Victoria and Albert Museums London zum japanischen Tuchfärbemeister Sachio Yoshioka und waren sofort fasziniert.
Nachdem Sachio Yoshioka den damals mit synthetischen Farbstoffen arbeitenden Familienbetrieb übernahm, wendete er die Arbeit vollständig zum Färben mit Naturpflanzen ab – weil er deren Farbvielfalt so wunderbar fand. Eine riskante wirtschaftliche Entscheidung, ist die Färbetechnik mit Pflanzen doch sehr arbeitsintensiv. Durch das Studium alter Texte und der Kooperation mit lokalen Bauern konnte er alte, vergessene Färbetechniken wieder zum Leben erwecken und bedrohte rare Färberpflanzen kultivieren und so bewahren.
Farbenfrohe Kleidung war im kaiserzeitlichen Japan von hervorgehobener Bedeutung, ähnlich den Ständeordnungen und aristokratischen Farbschemata in Europa. Farbe war Statussymbol, sozialer Hinweis auf den eigenen Rang, Selbstdarstellung und Zelebrierung von Ästhetik und Handwerkskunst. Daher entwickelte die japanische Gesellschaft besondere Extraktionstechniken für eine riesige Farbpalette aus den heimischen Pflanzen. Diese fielen jedoch nach der Einführung von synthetischen Farbstoffen auf Basis von fossilen Grundstoffen schnell in weitgehende Vergessenheit (Synthetische Farbstoffe sind industriell herstellbar und oft sehr farb- und lichtecht, jedoch auch oft schädlich für Mensch und Tier).
Für ein besonders tiefes Lila – das ‚murasaki‘ Purpur – verwendet Sachio Yoshioka beispielsweise die heute bedrohte Pflanze Lithospermum erythrorhizon verwendet. Deren Wurzeln enthalten den früher begehrten Farbstoff (und werden zugleich in der chinesischen Medizin als Heilpflanze eingesetzt, da sie antivirale Eigenschaften aufweist). Dieser wird aufwändig extrahiert und erzeugt dann nach dem Bad im Färbesud prachtvolle lilafarbene Stoffbahnen.
Wie auch in unserem Blogpost zur Todolí Citrus Fundació mit dem Zitrushain historischer Arten erhält auch hier die intrinsische Passion, der hohe persönliche Einsatz und die Resilienz eines Menschen (zusammen mit den Mitarbeitenden natürlich) einen wahren Schatz an gesellschaftlich-kulturellem Erbe. Solchen außergewöhnlichen Persönlichkeiten, die nicht den leichten Weg gehen sondern sich einem härteren aber sehr bedeutsamen Pfad verschreiben, verdankt die Kulturgeschichte und die gesellschaftliche Identität von Gemeinschaften viel.
Die sehr empfehlenswerte, informative (und sehr entspannende!) Videoproduktion entstand im Rahmen der Ausstellung Beguiling Beni: Safflower Red in Japanese Fashion im V&A South Kensington, 2022-2024.