Zahlreiche kleine Manufakturen sind in den letzten Jahren in die Spirituosenwelt eingetreten und mischen den früher von großen Konzernmarken dominierten Markt auf. Fast jede Stadt hat inzwischen ihren eigenen Gin oder Whisky (oder beide) und immer abenteuerlichere Brände beleben Geschmacksknospen lokal und überregional. Wie so oft im Bereich Kunsthandwerk ist ‚Craft‘ nicht eindeutig definiert, doch beschreibt gängigerweise kleine Betriebe, in denen noch einige Prozesse in Handarbeit und vor allem im Beisein und unter der Aufsicht der Betreiber ablaufen.
In diesen Craft Destillerien entstehen oft besondere Brände, die das Lokale aufgreifen – sei es Albdinkel, Kümmel, Vogelbeeren oder Weintrauben. Besonders verbreitet hat sich die Gin-Produktion. War Gin noch im 19. Jahrhundert in London ein Getränk der durch die industrielle Revolution miserabel lebenden Unterschicht, so machte sich das Destillat aus Wacholderbeeren und Botanicals-Mischungen in diesem Jahrtausend zu einem veritablen Modegetränk. Tradition und Zeitgenössisches mischen sich in den Händen und Nasen der Destillateurmeister:innen und Experimentierfreude bietet die Gelegenheit, neue Geschmacksrichtungen an neuen Orten zu entdecken.
